Veränderungen des Nervensystems und ihre Auswirkungen auf Harninkontinenz

Veränderungen des Nervensystems und ihre Auswirkungen auf Harninkontinenz

Veränderungen des Nervensystems und ihre Auswirkungen auf Harninkontinenz

Das Nervensystem spielt eine zentrale Rolle bei der Kontrolle der Blase. Altersbedingte Veränderungen des Nervensystems können die Fähigkeit, die Blase richtig zu steuern, beeinträchtigen und zur Entstehung von Harninkontinenz beitragen. In diesem Abschnitt werden die Mechanismen, durch die das Nervensystem die Blasenfunktion beeinflusst, die Auswirkungen altersbedingter Veränderungen und mögliche Behandlungsansätze beschrieben.

Mechanismen der Blasenkontrolle durch das Nervensystem

  1. Zentrales Nervensystem (ZNS):

    • Das Gehirn und das Rückenmark steuern die bewusste und unbewusste Kontrolle der Blasenentleerung.
    • Das Miktionszentrum im Gehirn und die Pontine Miktionszentrale koordinieren die Blasenkontraktion und die Entspannung des Harnröhrenschließmuskels.
  2. Peripheres Nervensystem (PNS):

    • Das periphere Nervensystem, insbesondere die sakralen Nerven, überträgt Signale vom Gehirn zur Blase und zurück.
    • Sensorische Nerven melden den Füllstand der Blase an das Gehirn, während motorische Nerven die Blasenmuskulatur und den Schließmuskel steuern.

 

Altersbedingte Veränderungen des Nervensystems

  1. Degeneration von Nervenzellen:

    • Mit dem Alter nimmt die Anzahl der Nervenzellen ab, was die Signalübertragung zwischen Gehirn und Blase verlangsamen oder stören kann.
    • Dies führt zu einer verminderten Empfindlichkeit und verzögerten Reaktionen auf Blasenfüllung und -entleerung.
  2. Verminderte Neurotransmitter-Produktion:

    • Die Produktion von Neurotransmittern, die für die Signalübertragung notwendig sind, nimmt im Alter ab, was die Kommunikation zwischen den Nerven und der Blase beeinträchtigt.
  3. Beeinträchtigung der Reflexbögen:

    • Altersbedingte Veränderungen können die Reflexbögen stören, die für die automatische Blasenkontrolle zuständig sind, was zu unkontrolliertem Harnabgang führt.
  4. Neurologische Erkrankungen:

    • Krankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfall und diabetische Neuropathie, die im Alter häufiger auftreten, können die Nerven, die die Blase steuern, direkt beeinträchtigen.

 

Auswirkungen auf die Blasenfunktion

  1. Überaktive Blase (Dranginkontinenz):

    • Eine gestörte Nervenkommunikation kann zu einer überaktiven Blase führen, bei der die Blase sich spontan und häufig kontrahiert, was zu plötzlichem und starkem Harndrang führt.
  2. Blasenentleerungsstörungen:

    • Schwierigkeiten bei der Koordination von Blasenkontraktion und Schließmuskelentspannung können zu unvollständiger Blasenentleerung und Überlaufinkontinenz führen.
  3. Verminderte Blasensensibilität:

    • Eine reduzierte Sensibilität kann dazu führen, dass Betroffene den Harndrang erst verspüren, wenn die Blase fast voll ist, was das Risiko von Inkontinenz erhöht.
  4. Reflexinkontinenz:

    • Bei Störungen der Reflexbögen kann es zu unfreiwilligen Blasenentleerungen kommen, unabhängig vom Füllstand der Blase.

Behandlungsmöglichkeiten

  1. Medikamentöse Therapie:

    • Anticholinergika: Diese Medikamente entspannen die Blasenmuskulatur und erhöhen die Blasenkapazität, was die Symptome einer überaktiven Blase lindert.
    • Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten: Diese Medikamente helfen, die Blase zu entspannen und ihre Kapazität zu erhöhen.
    • Botulinumtoxin-Injektionen: Botulinumtoxin kann direkt in die Blasenmuskulatur injiziert werden, um überaktive Blasenkontraktionen zu reduzieren.
  2. Blasentraining und Verhaltenstherapie:

    • Blasentraining: Patienten lernen, den Harndrang zu kontrollieren und die Zeit zwischen den Toilettengängen schrittweise zu verlängern.
    • Biofeedback: Diese Methode hilft Patienten, die Kontrolle über die Beckenbodenmuskulatur zu verbessern, indem sie visuelle oder akustische Rückmeldungen über die Muskelaktivität erhalten.
  3. Physiotherapie:

    • Beckenbodentraining: Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur können die Unterstützung der Blase verbessern und die Kontrolle über den Harndrang erhöhen.
  4. Neuromodulation:

    • Sakrale Neuromodulation: Ein implantiertes Gerät sendet elektrische Impulse an die sakralen Nerven, um die Blasenkontrolle zu verbessern.
    • Tibiale Nervenstimulation: Äußere elektrische Stimulation des Nervus tibialis kann die Blasenfunktion regulieren.
  5. Lebensstiländerungen:

    • Flüssigkeitsmanagement: Ausreichend, aber nicht übermäßig trinken, um die Blase nicht zu überlasten und Harndrang zu regulieren.
    • Ernährungsanpassungen: Vermeidung von Blasenreizstoffen wie Koffein, Alkohol und scharfen Gewürzen.
    • Gewichtskontrolle: Ein gesundes Körpergewicht reduziert den Druck auf die Blase und kann Inkontinenzsymptome lindern.

 

Schlussfolgerung

Altersbedingte Veränderungen des Nervensystems können erheblich zur Entwicklung von Harninkontinenz beitragen. Ein tiefes Verständnis dieser Veränderungen ist entscheidend, um geeignete Behandlungsstrategien zu entwickeln. Durch eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Blasentraining, Physiotherapie, Neuromodulation und Lebensstiländerungen können die Symptome gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Blasenfunktion zu erhalten und Komplikationen zu vermeiden.

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